Fenster mit Panorama
Kaum jemand möchte eine Uhr ohne Datum. Wer es hat, ist froh, es direkt vom Handgelenk ablesen zu können. Doch welche Datumsanzeige ist die beste? Wir vergleichen die wichtigsten Varianten.
Das Datum gehört zu den Funktionen, auf die wir bei einer Armbanduhr am wenigsten verzichten möchten. Es gilt als „Kleine Komplikation“ und wird auch gern als „erste Komplikation“ bezeichnet.
Grundsätzlich gibt es zwei Arten, das Datum auf einer Armbanduhr anzuzeigen: durch einen Zeiger und über eine mit Ziffern bedruckte Scheibe, die sich unter dem Zifferblatt innerhalb von 31 Tagen einmal um 360 Grad dreht. Durch ein kleines Fenster ist der Ausschnitt der Datumsscheibe mit der Angabe des aktuellen Tages zu sehen. Das Fensterdatum fächert sich in diverse Varianten auf wie das Großdatum – auch Panoramadatum genannt – das Ringdatum und die Kombination von Datum und Wochentag („Day-Date“).
Wie alles begann
Die ersten Datumsanzeigen waren um 1915 auf Armbanduhren zu sehen. In den 1930er Jahren begannen sie sich zu etablieren. Damals ließ sich die kleine Schweizer Marke Mimo mit dem Mimo-Meter eine Armbanduhr mit Fensterdatum patentieren. Mimo hatte 1929 den Hersteller Girard-Perregaux übernommen, später blieb nur der Name Girard-Perregaux übrig. Seit 2011 gehört diese Marke zum französischen Luxuskonzern Kering.
1945 folgte Rolex-Gründer Hans Wilsdorf mit der Datejust, der ersten wasserdichten Automatikuhr mit Chronometergenauigkeit und springenden Datum im Datumsfenster. Damit ist gemeint, dass sich der Datumswechsel um Mitternacht nicht im Kriechtempo vollzieht, sondern in einem Rutsch. Damit der möglich ist, wird vom Uhrwerk im Laufe des Tages Kraft in einer Feder gespeichert, die diese Energie dann um Mitternacht schlagartig abgibt.
Die Datejust und andere Rolex-Uhren bekamen dann noch ihre charakteristische Zykloplupe, mit der die kleinen Datumsziffern vergrößert dargestellt werden. Bei Uhren wie der Day-Date (1956) war dann abgesehen vom Datum der ausgeschriebene Wochentag integriert („Monday“). Für das Uhrwerk bedeutet so eine Wochentagsanzeige, dass sich über dem Datumsring eine zusätzliche Scheibe mit den aufgedruckten Wochentagen dreht. Die doppelte Umschaltleistung um Mitternacht kann für ein Uhrwerk ein echter Kraftakt sein.
Nun zu den Varianten der Datumsanzeige.
Zeigerdatum
Das Zeigerdatum ist die älteste Form der Datumsanzeige auf dem Zifferblatt, aber heute auch die seltenste. Manche ziehen es dem Fensterdatum vor, weil es die Symmetrie des Zifferblatts nicht stört und das Gesicht der Uhr einheitlicher stimmiger wirken lässt. Es gibt hier wiederum zwei Varianten: den Zeiger aus der Mitte des Zifferblatts und den kleinen Zeiger auf einer eigenen Hilfsanzeige. Ein elegantes und immer seltener zu findendes Beispiel für letztere Variante ist die Glashütte Original Senator Zeigerdatum. Sie bietet vollendete Symmetrie und ein aufgeräumtes Erscheinungsbild des Zifferblatts.
Fensterdatum
Das Fensterdatum mit digitaler Anzeige ist die gebräuchlichste Form der Datumsanzeige. Das liegt sicher auch daran, dass die digitale Anzeige sich von der Zeitanzeige gut abhebt. Außerdem ist der moderne Mensch bestens an digitale Anzeigen gewöhnt. Üblicherweise ist das Fensterdatum bei drei Uhr oder sechs Uhr angeordnet. Was das Fensterdatum technisch anspruchsvoller macht als das Zeigerdatum, ist das Gewicht der Datumsscheibe und die Reibung, die durch die Bewegung dieser Scheibe im Uhrwerk entsteht. Den daraus resultierenden Energieverlust müssen die Uhrmacher und Uhrmacherinnen bei der Konstruktion des Werks durch besonders hohe Genauigkeit und geringe Fehlertoleranz minimieren. Angetrieben wird das Fensterdatum genauso wie das Zeigerdatum aus dem zentralen Minutenzahnrad, das seine Kraft auf das Datumszahnrad überträgt, das einen deutlich größeren Radius hat.
Großdatum
Das Großdatum ist eine Spezialität der Glashütter Manufaktur A. Lange & Söhne, der es in dem 1994 vorgestellten Modell Lange 1 erstmals gelang, ein Datum zu integrieren, das dreimal so groß ausfällt wie sonst übliche Datumsanzeigen. Diese Größe war unmöglich mit einem normalen Datumsring mit 31 Ziffern darstellbar. Dieser Ring mit seinen großen Ziffern hätte jeden angenehmen Gehäuseumfang gesprengt. Die Glashütter erfanden ein neues, Platz sparendes Konstruktionsprinzip. Es kombiniert eine Einerscheibe (mit den Ziffern 0 bis 9) mit einem Zehnerkreuz, das die Ziffern 1, 2 und 3 anzeigt. Das Zehnerkreuz wird für die zweistelligen Kalendertage benötigt. Indem die beiden Scheiben übereinandergelegt werden, lassen sich 31 Kalendertage anzeigen.
Um den Monatszyklus korrekt abzubilden, müssen die Scheiben in unregelmäßigen Abständen weiterschalten. Zu diesem Zweck wird jede Anzeigescheibe von einem Programmrad gesteuert, dessen spezielle Zahnanordnung für die korrekte Weiterschaltung sorgt. Da die Einerscheibe 0,15 Millimeter über der Zehnerscheibe liegt, entsteht bei einer zweistelligen Zahl zwischen den beiden Ziffern ein winziger Höhenunterschied. Der wird durch einen Steg zwischen den beiden Ziffern geschickt kaschiert. Optisch inspiriert ist das Langesche Großdatum übrigens von der 5-Minuten-Uhr in der Dresdner Semperuhr.
Eine eigene Spielart des Großdatums bietet IWC mit seinem Manufakturkaliber 89801. Hier liegen die Datumsscheiben wie bei A. Lange & Söhne übereinander. Zwischen den Ziffern 0 bis 3 der Zehnerscheibe sind hier rechteckige Löcher ausgestanzt, durch welche die Ziffern der darunterliegenden Scheibe zu lesen sind. Das Kaliber 89801 findet sich zum Beispiel in der IWC Pilot’s Watch Spitfire Perpetual Calendar.
Panoramadatum
Einen anderen Weg als A. Lange & Söhne beschritt 1997 Langes sächsischer Nachbar Glashütte Original bei der Konstruktion seines Panoramadatums – ein anderes Wort für Großdatum. Das Geheimnis des Panoramadatums liegt in zwei konzentrisch angeordneten Anzeigenscheiben, die sich auf einer Ebene befinden und so die beiden Ziffern des Datums ohne den kaschierenden, aber auch trennenden Mittelsteg darstellen können. Statt des Höhenunterschieds zwischen den zwei Ziffern einer zweistelligen Anzeige fällt hier allensfalls ein hauchdünner Spalt auf, der die mechanische Konstruktion im Hintergrund erahnen lässt.
Ringdatum
Wie innovativ die Ingenieure mechanischer Uhren immer wieder sind, zeigt das besonders flache Ringdatum, das Nomos Glashütte 2018 vorstellte. 2015 hatte Nomos mit dem Neomatik-Kaliber DUW 3001 ein nur 3,2 Millimeter hohes Automatikwerk präsent. 2018 folgte eine neue Version dieses Werks mit Datumsanzeige. Es bekam den Namen DUW 6101 und bestach zum einen durch seine Bedienfreundlichkeit – etwa durch eine Datums-Schnellverstellung in beide Richtungen – aber auch erneut durch seine Flachheit von nur 3,6 Millimetern. Der Chefkonstrukteur von Nomos, Theodor Prenzel, arrangierte das Neomatik-Uhrwerk zu diesem Zweck um und rückte das Ringdatum ganz an den Rand des Zifferblatts, damit es hineinpasste und die Uhr trotzdem ihre elegante schlanke Form behielt. Die Neomatik Update schlüpft auch mit Datum unter jede Manschette.
Beim Nomos-Ringdatum sind die Datumsziffern umlaufend auf den Rand des Zifferblatt gedruckt und umgeben von ovalen Öffnungen. Unter diesen Öffnungen verläuft ein Ring mit Farbtupfern, der sich jeden Tag um eine Stufe weiterdreht und durch die Öffnungen das Datum des aktuellen Tages farblich einrahmt.
Wie erkennt die Uhr, wie viele Tage der Monate hat?
Eine der beliebtesten Fragen zum Thema Datum lautet, wie eine Uhr mit einfachem Datum erkennt, ob ein Monat 30 oder 31 oder sogar, wie der Februar, nur 29 Tage hat. Die Antwort lautet: Sie erkennt es nicht. Am Ende von Monaten, die kürzer als 31 Tage sind, müssen der Besitzer oder die Besitzerin einer Uhr das Datum selbst auf den 1. des nächsten Monats vorstellen. Bei Monaten mit 31 Tagen müssen sie nichts tun. Dann schaltet das Datum vom 31. direkt auf den 1. des nächsten Monats um.
Wer sich die manuelle Umstellung am Monatsende sparen will, der muss etwas tiefer in die Tasche greifen und sich eine Uhr mit Jahreskalender zulegen. Solche Zeitmesser haben immerhin ein ganzes Jahr an Datumswechseln gespeichert. Ein Beispiel für einen Jahreskalender ist die Omega Globemaster Co-Axial Master Chronometer Annual Calendar. Sie ist bereits für 8300 Euro erhältlich – ein günstiger Preis für diese Funktion. Uhren mit Jahreskalender können gern mittlere fünfstellige Beträge kosten. Das gilt erst recht für Uhren mit Ewigem Kalender (engl: Perpetual Calendar). Sie haben Jahrzehnte an Monatslängen und Schaltjahren in ihrer Mechanik einprogrammiert. Uhrwerke mit dieser Großen Komplikation besitzen zum Beispiel ein Programmrad mit 48 unterschiedlich tiefen Aussparungen. Diese entsprechen den 48 unterschiedlichen Monatslängen im Laufe eines Jahres-Zyklus‘ von drei regulären Jahren und einem Schaltjahr.
Warum sollte man abends und nachts nicht am Datum herumschalten?
In der automatischen Schaltphase des Datums, die je nach Uhr um 20 oder 21 einsetzt und gegen 3 Uhr morgens abgeschlossen ist, greifen bei vielen Uhren Teile des Hauptzahngetriebes in das Datumsgetriebe ein. Ein manueller Eingriff in das Werk über die Krone kann in dieser Phase den Mechanismus beschädigen. Daher sollte man abends und nachts das Datum nicht verstellen. Am sichersten ist es, das Datum nach dem Aufstehen und bis zum frühen Abend umzustellen.